
Barbara Stratmann.
Künstlerisch zu arbeiten und meine Werke mit der Welt teilen zu können, macht mich zutiefst dankbar – zumal ich nie gedacht hätte, dass dies tatsächlich einmal mein Weg sein könnte..
Have no fear of perfection – you’ll never reach it.
Salvador Dalí
Ich habe immer schon gern Dinge geschaffen, aber ich habe erst vor etwa zehn Jahren begonnen zu malen – ursprünglich einfach aus Neugier: Ich wollte herausfinden, wie andere Künstler jene schönen Strukturen und Farbeffekte schaffen, die ich bei einem Bild, das eine sehr enge Künstlerfreundin für mich gemalt hatte, so sehr bewundert habe..
Creativity takes courage.
Henri Matisse
Und so begann ich zu experimentieren, und dabei entdeckte ich, dass die Malerei tatsächlich ein emotionales Ventil und eine neue Art und Weise sein kann, mich auszudrücken – wie eine neue Sprache, die Emotion in Form, Textur und Farbe übersetzt. Als die emotionale Person, die ich bin, fand ich heraus, dass Malen nicht nur extrem anregend, Freude stiftend und entspannend sein kann, sondern dass es auch helfen kann, seelische Wunden zu heilen oder emotionale Kämpfe aufzulösen. Abstrakte Werke sind mir dabei am nächsten, und ich kann mich im Prozess des Malens völlig verlieren, alle Regeln ignorierend, und Zeit und Ort völlig vergessend.
Wenn ich ein neues Projekt beginne, schaffe ich gerne eine klare, oft fast geometrische Grundkomposition für meine Bilder, aber viele der Details sind ungeplant und geschehen fast zufällig, wodurch die anfängliche Starrheit der Komposition überdeckt und aufgehoben wird. Das ist es, was mir gefällt – es ist genau wie in der Natur selbst: es gibt immer ein Gleichgewicht: Starrheit versus Flexibilität, Stärke versus Zerbrechlichkeit, Verfall versus Neuanfang – wenn man bereit ist, es geschehen zu lassen.
Apropos Verfall, ich habe selbst im Verfall immer eine gewisse Schönheit gesehen, und ich experimentiere daher viel mit Rost und Marmormehl, auch weil der Rostprozess oder der Prozess des Trocknens und der Rissbildung der Marmormehlpaste nicht wirklich kontrollierbar oder vorhersehbar sind, was meinen Bildern ein überraschendes Element hinzufügt. Ich habe diese ungeplanten Elemente in meiner Arbeit sehr schätzen gelernt – obwohl ich im Allgemeinen eher Perfektionistin und sehr genau bin – ich habe eigentlich gern alles unter Kontrolle. Für mich ist die Malerei also sogar eine gute Übung in Loslassen.
Das japanische Konzept von „Wabi Sabi“ ist eine große Inspiration für ihre Arbeit: Es bezeichnet die Ansicht oder ded Gedanken, Schönheit in jedem Aspekt der Unvollkommenheit in der Natur zu finden.
Das Wort „Wabi“ drückt Einfachheit, Unbeständigkeit, Makel und Unvollkommenheit aus, während „Sabi“ die Wirkung der Zeit auf eine Substanz oder ein Objekt ausdrückt. Zusammengenommen umfasst „Wabi Sabi“ die Idee der ästhetischen Wertschätzung von Alterung, Fehlern und der Schönheit der Auswirkungen von Zeit und Unvollkommenheit.
Ich finde, es ist eine schöne Art, das Natürliche und Reine zu beschreiben und die Schönheit jeder Substanz oder jedes Wesens in seiner natürlichsten und rohesten Form zu erkennen. In unserer westlichen Welt, in der Schönheit oft künstlich ist und einen Zustand der Perfektion vergöttert, der scheinbar unerreichbar und unnatürlich ist, ist es wichtiger denn je, offener für andere Arten von Schönheit zu sein, die Schönheit von Fehlern und Rohheit wertzuschätzen.
I begin with an idea. And then it becomes something else.
Pablo Picasso
Meist habe ich zu Beginn eine Vorstellung davon, was oder wie ich malen möchte, und manchmal mache ich sogar Skizzen, an die ich mich beim Beginn eines neuen Bildes zu halten versuche, aber immer wieder übernimmt das Bild im Laufe der Zeit die Oberhand und scheint sich geradzu selbst zu schaffen – Schicht um Schicht, und schafft dabei Tiefe und Intensität. Dann geschieht das Besondere: wenn man als Künstler loslässt, seine Emotionen durch Farbe und Spachtelmasse sprechen und die Dinge einfach auf der Leinwand geschehen lässt. Dann werden die besten Elemente eines Bildes geboren!
Als jemand, der gern draußen und aktiv ist, spazierengeht oder läuft, oder im Garten arbeitet, finde ich meine Inspiration vorrangig in der Natur. Ich bin fasziniert von den Texturen und Strukturen der Natur und auch derer, die von Menschenhand geschaffen wurden, und ich liebe erdige, rostige, ruhige Farbtöne. Meine Kunstwerke entstehen hauptsächlich mit Acrylfarben und -tinten, Rost, verschiedenen Spachtelmassen und Steinmehlen, sowie verschiedenen anderen Medien wie Karton, Sand, gemahlenem Kaffee oder Sägemehl, alles auf gerahmter Leinwand, meist mit einer Tiefe von 3,8 cm oder mehr. Es ist mir wichtig, immer auch die Seiten in das Bild zu integrieren, damit meine Werke nicht extra gerahmt werden müssen.
Ich wurde 1972 in Neuss, Nordrhein-Westfalen, Deutschland, geboren und lebe und arbeite auch heute noch dort, mit einem Ehemann, der mich unfassbar toll unterstützt, und zwei liebenswerten Katern. Wenn ich in meiner Freizeit einmal nicht male, gehe ich gerne spazieren oder laufen, ich bin eine leidenschaftliche Köchin und Gastgeberin für Freunde, und außerdem lese ich gerne oder schaue gelegentlich eine Serie.